KünstlerInnen / Galerie

Nitsch Hermann

Wien *1938 - †2022 Mistelbach

 
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Hermann Nitsch ist Aktionskünstler und einer der wichtigsten Vertreter des Wiener Aktionismus. Orgien-Mysterien-Theater nennt Nitsch seine aufwühlenden Inszenierungen voller Assoziationen - Rituale voller Wut, Wucht und Urgewalt.

Nach einem diplomierten Abschluss an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien übernahm Nitsch 1957 eine Stelle als Gebrauchsgrafiker am Technischen Museum. Einige Jahre später entstanden die ersten Malaktionen und auch die Idee des Orgien-Mysterien-Theaters, das ihn von da ab unablässig beschäftigte und in dem sich alle seine Bestrebungen sammelten. Seine in Wien in der Öffentlichkeit abgehaltene Aktionsarbeit führte in den frühen 60er-Jahren zu ständigen Konfrontationen mit den Behörden und mehrwöchigen Gefängnisaufenthalten, die den Künstler 1968 veranlassten, nach Deutschland zu übersiedeln.

Nach großen Erfolgen des Orgien-Mysterien-Theaters Ende der 60er-Jahre in den USA und Deutschland, führte Nitsch während der 70er-Jahre in vielen europäischen und nordamerikanischen Städten Aktionen durch. 1971 gelang ihm der Ankauf des niederösterreichischen Schlosses Prinzendorf aus dem Besitz der Kirche, wo Nitsch im Zuge groß angelegter Aktionen auch seine Vorstellung von der Musik verwirklichte. Bei den Aktionen wurden Lärmorchester, Schreichöre und elektronisch verstärkte Instrumente eingesetzt. Nitsch deutete das Leben als Passion, den Malprozess als verdichtetes Leben und damit als Inbegriff der Passion.

Dieser zentrale Teil seines Schaffens, das Orgien-Mysterien-Theater, erfasst alle Sinne und erfordert mitunter starke Nerven. Nitsch bindet nackte Menschen mit verbundenen Augen an Kreuze, Blut wird ihnen in den Mund gegossen und geschlachtete Schweine werden ihnen auf den Leib gebunden. HelferInnen in besudelten weißen Gewändern stopfen Eingeweide in Kadaver, wühlen bis zum Ellenbogen darin herum und hantieren mit Organen und Messern. Blut und Gedärme fließen dabei in Massen.

Nitsch malt zusätzlich mit Farben, auch das ist ein Spektakel. Die abstrakten Schüttbilder können gigantische Formate annehmen. Er koordiniert dabei oft ganze Scharen von AssistentInnen in weißen Kitteln. Farbe wird eimerweise vergossen und mit Händen, Füßen oder Besen verteilt, während sich FotografInnen und ZuschauerInnen um das Geschehen drängen.

Seine Malaktionen, das Orgien-Mysterien-Theater und seine Schüttbilder werden weltweit gefeiert und sind in renommierten Sammlungen vertreten. 2005 erhielt Nitsch die Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien, als auch den großen Österreichischer Staatspreis für Bildende Kunst.

Seinem Werk ist das Museo Nitsch in Neapel und das Hermann Nitsch Museum im niederösterreichischen Mistelbach gewidmet. Im Jahr 2009 wurde die Nitsch Foundation gegründet, deren Ziel die Vermittlung und Dokumentation von Nitschs Gesamtkunstwerk ist.